Bravecto - Floh- und Zeckenmittel tödlich? Achtung MDR1 Defekt!

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Zecken? Welche Zecken?

Spot Ons als Floh- und Zeckenmittel sind bekannt und lästig, es klebt, und manchmal leckt der Hund das Zeug auch noch ab. Da scheint ein Mittel in Form einer Kautablette ja die Lösung schlechthin zu sein.

Bravecto ist eine Kautablette mit dem Wirkstoff Fluralaner. Der Wirkstoff verhindert bei Insekten die Übertragung neuraler Signale, sodass die Insekten gelähmt sind und sterben.

Das funktioniert auch bei Säugetieren (unser Border Collie ist auch ein Säugetier!) und anderen Wirbeltieren, nur in viel geringerer Ausführung, da bei Säugetieren die GBA Rezeptoren von Fluralaner nicht so angesprochen werden, wie bei Insekten. Aber sie werden angesprochen!

Bravecto Langzeitwirkung

Nach Information des Herstellers, wirkt Bravecto bei Flöhen und Zecken drei Monate. Damit ein perfekter Schutz gewährleistet wird, sollte die Kautablette also alle drei Monate dem Hund gegeben werden. Damit Zecken und Flöhe über den Wirkstoff Fluralaner überhaut getötet werden, muss dieser erst einmal im kompletten Hund verteilt werden; die Zecke oder der Floh muss den Hund beissen, damit das Mittel aufgenommen wird.

Die gesamte Blutbahn des Border Collies schreit Hurra!, wenn Fluralaner über die Magen- und Darmschleimhaut in selbiger landet und dann über den Blutkreislauf des Hundes in jede noch so kleine Hautecke transportiert wird.

Gut, Fluralaner ist nun im kompletten Hund verteilt, die Zecke stirbt innerhalb 12 und der gemeine Floh innerhalb 8 Stunden nach der Futteraufnahme. Das hört sich im ersten Augenblick nett an, doch ein beissender Floh oder eine festgesaugte Zecke gibt Giftstoffe und Krankheitserreger ab. Zwar wird argumentiert, dass dies in der Regel erst nach 12 Stunden passiert - da stirbt die Zecke vorher. Doch keine Regel ohne Ausnahme und dessen ist sich auch die Herstellerfirma von Fluraner bewusst.

So wird auf der Webseite des Herstellers ausdrücklich erwähnt, dass bei Nahrungsaufnahme der Parasiten der Wirt (also der Hund oder die Katze...) in Mitleidenschaft gezogen werden kann; übertragbare Krankheiten werden nicht ausgeschlossen.

Frage am Rande:

Wir wollen unsere Hunde nicht nur vor Zecken und Flöhen schützen, weil das Gejucke stressig ist. Wir wollen unsere Hunde auch vor übertragbaren Krankheiten wie Bandwürmern, FSME und mehr schützen. Wieso sollte ich meinem Border Collie Bravecto geben, wenn die Abwehr übertragbarer Krankheiten nicht gesichert ist?

Wie lange bleibt eigentlich Fluralaner im Körper?

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Zum anbeissen süss...
Das ist eine sehr gute Frage!

Da rein da raus, das gibt es nicht, auch nicht bei unserem Hund. Vieles, was der Hund frisst, wird aufgeschlüsselt und über die Blutbahn transportiert, um dann irgendwo gelagert zu werden. Dazu gehört auch die Tablette Bravecto. Der Wirkstoff Fluralaner landet im Fettgewebe und wird dort gelagert, doch auch die Niere, die Leber und Muskeln sagen nicht nein und bunkern das Zeug. Was gelagert wird, will behalten werden, daher erfolgt die Verringerung der Mittelkonzentration nur sehr langsam.

In Zahlen ausgedrückt: Fluralaner hat eine Halbwertszeit von 12 Tagen. Das bedeutet, dass nach 12 Tagen die Hälfte des Mittels abgebaut und ausgeschieden ist. ACHTUNG: Das bedeutet nicht, dass nach 24 Tagen kein Medikament mehr im Körper ist, und ich ohne Sorge nach 12 Wochen eine neue Tablette geben kann.

Sondern nach 12 Tagen ist die Hälfte des Mittels abgebaut, nach weiteren 12 Tagen eine weitere Hälfte, usw. Wenn ich nach 12 Wochen eine neue Tablette gebe, kann immer noch restliches Fluralaner im Gewebe sein, mit anderen Worten, die Leber und die Niere arbeiten immer auf Hochtouren, um das Gift wieder los zu werden. Und dann wäre da noch die Verstärkerwirkung, da das Medikament sich immer weiter anreichert in meinem Hund...

Überlegung am Rande: Hunde deren Stoffwechsel langsamer läuft (z.B. kastrierte Hunde, Diabetiker, Hunde mit Herzproblemen, dicke und alte Hunde), sind eh schon gesundheitlich angeschlagen. Fluralaner verbleibt in solchen Hunden noch länger, als in einem gesunden Hund...

MDR1 Defekt und Bravecto

Nochmal zur Wirkungsweise von Bravecto: GABA(y-Aminobuttersäure)- und Glutamat-Rezeptoren werden von Fluralaner so innig geliebt, dass sie angesteuert und in Beschlag genommen werden; das Mittel dockt an und bleibt dort. Vereinfacht gesagt, die Chorid- Kanäle in den Zellmembranen werden durch Fluraner überlistet und öffnen Tür und Tor, der Chorid-Einstrom erhöt sich, es findet keine Erregungsweiterleitung statt, der Parasit stirbt.

Wer sagt, dass das bei Säugetieren - sprich Hunden - nicht auch passiert? Ok, ein gesunder Hund hat eine intakte Blut - Hirn - Schranke, diese schützt das Nervensystem vor solchen Substanzen. Allerdings kann niemand garantieren, dass die Blut - Hirn - Schranke Fluralaner nicht doch passieren lässt, zum schon belegt werden konnte, das Nervenzellen verstärkt reagieren.

Bei einem Hund, der einen MDR1 Defekt hat, wäre ausserste Vorsicht geboten, inzwischen weiss man von einigen Todesfällen von Hunden, die Bravecto bekommen haben. Der MDR1 Defekt steht hier zur Debatte, eine ausschlieende Empfehlung für MDR1-Hunde gibt es bisher nicht.

Allerdings:

Entwurmungsmittel mit den Wirkstoffen Avermectinen hemmen das Nervensystem, weil sie GABA-Rezeptoren lieben. Hier findet also die selbe Wirkungsweise statt, wie bei Fluralaner. Und Avermectin ist für MDR1-Hunde verboten, da tödlich!

Weitere bisher berichtete Nebenwirkungen von Bravecto

  • Bei Züchtern Verschiebung der Hitze, Deckunlust, keine oder nur einen Welpen nach Bedeckung (laut Hersteller für Züchter nutzbar!)
  • Abgeschlagenheit, Schlappheit
  • viel Schlaf
  • "nicht mehr der Hund wie er früher war"
  • Fressunlust
  • Apathie

Abschluss meiner persönlichen Überlegungen zu Bravecto

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hier ist es soooo schön...
Es gibt Hunde, die kommen mit dem Mittel gut klar.

Doch bevor dieses Mittel gegeben wird, gibt es sehr viele Alternativen, auch und vor allem im pflanzlichen und homöopathischen Bereich.

Im internationalen Handel sind übrigens Mittel, die der selben Wirkstoffgruppe wie Fluralaner angehören, aus dem Verkehr gezogen worden; dazu gehört z.B. Parecoxib in der Schweiz.

In Deutschland ist Parecoxib noch zugelassen...