Frauchen, was soll das? Hör auf, mir an der Leine zu rucken. Na gut, diesmal hast du gewonnen, aber ich sag dir, das nächste Auto, Fahrrad oder Jogger gehört mir!
So eifrig, wie der Border Collie das Auto hütet oder dem Jogger hinterher jagt, so uncool findet das hoffentlich sein Besitzer. Schon Border Collie Welpen entdecken gerne Autos und Fahrradfahrer für sich, nur merkt man ihnen dies anfangs nicht an. Ihre Leidenschaft entwickeln sie still, heimlich und leise.
Plötzlich, mit ca. fünf Monaten fällt auf, was vorher keiner glauben wollte; der halbstarke Border Collie Jungspund entdeckt seine Leidenschaft; das Jagen sich entfernender Gegenstände. Und das ist nicht ungewöhnlich, schließlich hat er das Hüten im Blut. Übrigens werden viele Hunderassen ab fünf bis sechs Monaten zum Jäger. Die erste Zeit wiegt man sich in Sicherheit, schließlich interessiert sich der Hund nicht für Beute...
Border Collie = Hütehund
Ein Border Collie aus der Hüteleistungszucht hat das Hüten erst recht im Blut; daher soll und muss er hüten, sonst wird er nicht glücklich.
Wer solch ein Exemplar sein eigen nennt, ohne Schafe zu haben, tut dem Border Collie nichts Gutes.
Ja, es gibt Außnahmen aus der Leistungszucht, der Border Collie, der nicht hüten möchte. Und den Border Collie, der hüten ganz nett findet, aber dies nicht zu seiner Lebensaufgabe macht. Doch hier braucht es einen sehr guten Züchter, der genau weiß, ob sein Hund ein Hütecrack ist, oder nicht.
Und es gibt auch noch die Spätzünder, die merken erst mit einem knappen Jahr, dass Hüten doch ihre tiefe Leidenschaft ist.
Mein Border Collie Welpe soll keine Autos hüten
Das ist schon einmal ein sehr guter Ansatz! Wer einen Border Collie Welpen ohne Hüteambitionen als neues Familienmitglied bekommt, hat die besten Aussichten, dass der Kleine keine Rennspiele mit Rädern jeglicher Art veranstaltet. Vorausgesetzt, der Besitzer ist von Anfang an liebevoll konsequent.
Und hier steckt der Teufel im Detail. Was gibt es Schöneres, als vor einem rennenden Border Collie Welpen her zu laufen? Schließlich ist man am Anfang schneller. Irgendwann ist dann der Border Collie schneller, er umrundet sein Herrchen oder Frauchen und bremst ihn aus. Am besten noch bellend. Hach, ist das nicht süß? Und für die Kinder in der Familie ist das eine Riesengaudi.
Eines Tages kreuzt ein lebensmüder Jogger den Weg des Border Collie Jungspundes. Eines hat der Vierbeiner gelernt; hinterherhechten, umkreisen und aufhalten! Vor allem dann, wenn der Jogger in das Territorium des Border Collies samt seiner Besitzer kommt. Das ist ja wohl nur dreist. Hier heisst es für den Border Collie noch schneller handeln, als bei seiner eigenen Familie.
Nur seltsam, dass dieses Mal kein Jauchzen und Schmunzeln der Besitzer kommt, sondern ein Wettern und Schimpfen. Ah, der Border Collie hat verstanden, er war nicht schnell genug. Dann wird der nächste Jogger mit noch mehr Leidenschaft eingefangen. Das gilt natürlich auch für Fahrradfahrer und Autos. Wer nicht spätenstens hier eingreift, besitzt sehr schnell einen Border Collie, der auf Durchzug startet. Da das Behüten - was nichts anderes als ein abgebrochener Jagdtrieb ist - durch das ausgeschüttete Adrenalin eine selbstbelohnende Angelegenheit ist, wird der Border Collie diesen Cick immer wieder suchen. Was verständlich ist. Wer drückt nicht mal gerne aufs Gas, wenn er in einem Rennwagen sitzt, wofür hat man schließlich die PS?
Was Border Collie nicht weiß, macht ihn nicht heiß
Training ist von Anfang an das Gebot der Stunde. Wer kleine Kinder hat, muß Grenzen setzen. Liebevoll, aber konsequent. Dazu gehört auch ein Anti-Renntraining des Kindes, damit der Border Collie Welpe erst gar nicht auf das Hinterherrennen von Menschen konditioniert wird. Ein Reiz löst immer einen Reflex aus. Und das Wegrennen ist ein grosser Reiz, gefolgt von einem noch stärkeren Reflex.
Viel besser sind Spiele, wo der Hund nicht zum jagen animiert wird. Dazu gehören Nasen- und Suchspiele und Ballspiele; wenn er nicht einfach hinterherrennen darf.
Das klappt prima, wenn der Kleine am der Haustür warten muss, (natürlich unter Aufsicht) und eine zweite Person fährt immer wieder mit dem Auto an der Tür vorbei. Für jedes tolle Stehen gibt es einen Jackpot in Form von Leckerlie oder Spiel in der Wohnung. Jeden Tag sollte nur ein oder zweimal am Tag für höchstens fünf Minuten geübt werden.
Kann man an der Haustür nicht üben, weil man in einer dicht besiedelten Gegend wohnt, sollte in einer wenig befahrenen Strasse geübt werden. Der Border Collie Welpe muss neben dem Besitzer ruhig stehen, wenn das Auto vorbei fährt. Auch hier gibt es einen Jackpot, wenn er ruhig steht.
Und wenn man keinen Welpen hat, sondern einen ausgewachsenen Border Collie, welcher Autos, Fahrräder und Jogger hütet? Dann muss der Border Collie vom Lernen her behandelt werden, als wäre es ein Welpe. Es wird genauso geübt, wie mit einem Welpen. Man braucht nur viel mehr Geduld und Zeit, denn bei einem erwachsenen Border Collie hat sie das Hüten von rollenden oder laufenden Objekten schon als Selbstbelohnung bezahlt gemacht. Solch ein Border Collie wird alles daran setzen, weiter zu jagen. Und wer mit Geduld nicht weiter kommt, weil er sie nicht hat oder unsicher ist, sollte sich unbedingt einen erfahrenen Trainer suchen. Er kann auch abschätzen, warum der Border Collie hütet, denn ein erwachsener Hütehund hat hierfür einen triftigen Grund.
Bevor der Welpe glitzende Augen bekommt und von der grossen Jagd träumt, wenn er das erste Mal bewusst einen Fahrradfahrer war nimmt, kann mit dem Kleinen schon ab dem ersten Tag ein Antifahrradreiz trainiert werden. Beim Spaziergang kann man einfach sein eigenes Fahrrad mit nehmen und schieben - für wenige Minuten. Gleichzeitig werden fremde Fahrradfahrer ignoriert, ruhig auch mit Stehen bleiben, das kennt er ja schon vom Autotraining.
Wenn der Kleine etwas grösser ist, kann man sich für einige Sekunden auf drauf setzen und fahren. So freut sich der Junghund später, wenn er das Fahrrad des Besitzers sieht und lässt andere Fahrradfahrer in Ruhe.
Border Collie Training..
Doch das lohnt sich. Ein Border Collie, der ruhig neben seinem Besitzer her läuft und gleichzeitig freudig am Pferd oder Fahrrad mit läuft, macht einfach nur Freude. Wer konsequent übt, hat auch weniger Probleme mit Katzen, Rehen und Hasen.
Und der Border Collie hat mit dem eigenen Auto überhaupt kein Problem. Im Gegenteil, konsequent umgesetzt, wird der Border Collie mit geöffnetem Kofferraum im Auto sitzen bleiben, bis er gerufen wird.
Leider gibt es viele Hunde die, sobald der Kofferraum geöffnet ist, hinaus laufen, bestenfalls noch, um vorbeifahrende Autos zu jagen. Das ist sehr gefährlich und kann tödlich enden.